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Neulich in der Kloschlange

Oder: Diese schwere, schwere Sprache

Fahrgast: (gesellt sich zu der Auslandsstudentin in die Kloschlange[1] im Zug. Mustert sie.) Woher kommst du?

Auslandsstudentin: Aus Deutschland.

Fahrgast: Ah… Deutschland. Hey, ich habe gehört, dass Chinesisch schwer zu lernen ist, stimmt das?

Auslandsstudentin: Naja, es geht eigentlich, man muss nur… –

Fahrgast (unterbricht kopfschüttelnd): Ich glaube, du hast die Frage nicht verstanden.

 

Ausländer, die Chinesisch können? Das geht doch gar nicht. Anfänglich dachte ich, es wäre ein Problem meiner Aussprache, aber nein, wie ich dann irgendwann feststellte (nachdem ich Leute mit xmal besserem Chinesisch als meinem erlebt habe, wie ihnen gesagt wurde, sie sprächen leider unverständlich): Es ist für manche Chinesen eher eine Frage des Vorstellungsvermögens, manchmal gar des Nationalstolzes. Chinesisch, die Sprache einer jahrtausendealten Kultur und eines Volkes, das in dieser Sprache Romane verfasst und Gedichte geschrieben und Orakelsprüche auf Tierknochen geritzt hat, soll einfach sein?

Mir scheint, es gibt zwei Gruppen Leute, die behaupten, Chinesisch sei schwer, und zwar:

  1. stolze Chinesen
  2. stolze Ausländer, die Chinesisch lernen.

Erstere Kategorie wird wohl mit der Zeit schrumpfen, doch die zweite bleibt, fürchte ich, konstant groß.

Ich muss hier mal ein Geheimnis lüften, oder besser gesagt, eine falsche Behauptung aus der Welt schaffen – Chinesisch ist nicht schwer!

 

[1] besser gesagt: zu der Ansammlung von Menschen, denen die Natur kommt. „Schlangestehen“ hat seinen Durchbruch in China noch nicht erlebt

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