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Neues Reiseziel: Nordkorea

Oder: Schön war’s!

Ihr Lieben,

es folgt nun ein Bericht von meiner Reise nach Nordkorea, aufgeteilt in eine kleine Einleitung und Berichte von den einzelnen Orten, an denen wir waren, ach ja, und ein paar Bilder soll es irgendwann auch geben. Ich hoffe, es gefällt euch. Wie immer freue ich mich über Fragen oder Anregungen zum Blog und seinem Inhalt.

Also, Nordkorea. Warum?, wurde ich in den Wochen vor der Abreise öfters gefragt. Warum fahren Leute nach Italien oder Frankreich? Nach Neuseeland oder Ecuador? In die Antarktis?? Weil es sie interessiert, weil sie denken, dass es ihnen gefallen könnte, weil sie sich erhoffen, etwas Neues zu sehen und für sich zu entdecken, weil sie sich ein eigenes Bild jenseits der medialen Berichterstattung machen wollen. Warum sollte Nordkorea eine Ausnahme sein? Leute fahren nach Nordkorea, weil es sie interessiert, weil sie denken, dass es ihnen gefallen könnte, weil sie sich erhoffen, etwas Neues zu sehen und für sich zu entdecken, weil sie sich ein eigenes Bild jenseits der medialen Berichterstattung machen wollen.

So eine Reise zu planen, ist eigentlich ganz leicht: Da man nur als Mitglied in der Reisegruppe nach Nordkorea fahren kann, muss man sich mit den verschiedenen Reiseanbietern beschäftigen (allzu viele sind es nicht) und eine Tour finden, deren Inhalt und Ziele spannend klingen und dessen Daten und Preis passen. Preis ist überhaupt ein gutes Stichwort: Es ist teuer. (Danke, liebes Stipendium!) Dafür ist dann aber auch im Preis alles enthalten und alles Geld, was man während der Tour in Nordkorea ausgibt, ist nur für Extrasachen – ein paar Postkarten, Andenken, ein zusätzliches Getränk zum Abendessen, sowas halt. Das kann natürlich auch ordentlich reinhauen, je nachdem, wie impulsiv man Einkäufe tätigt. Theoretisch kann man also mit 0€ in der Tasche losfahren – würde ich aber weniger empfehlen. Das Visum ist im Übrigen sehr leicht zu bekommen und wird vom Reiseveranstalter organisiert, man muss lediglich ein Formular ausfüllen und ein paar Scans von Dokumenten einreichen (Pass usw.).

Eine andere Frage, die ab und an kam, war die nach der Sicherheit dieser ganzen Aktion. Klar ist es sicher! Die Regeln sind simpel: Fotografiere nichts, was du nicht darfst (im Wesentlichen alles Militärische, wie übrigens in allen Ländern – nur sind Soldaten usw. im nordkoreanischen Straßenbild deutlich präsenter als anderswo), hör die die Propaganda an, und komm bitte, bitte, bitte nicht auf die Idee, irgendetwas zu stehlen, noch dazu etwas Politisches (ich weiß, dass der Zeitpunkt meiner Reise denkbar ungünstig war, und das tut mir leid… ich konnte bei der Buchung nun wirklich nicht ahnen, dass meine Woche in Nordkorea exakt mit einer Woche „Sollte man nach Nordkorea fahren?“ in den deutschen Medien zusammenfallen würde). Das war’s dann auch an Regeln. Wenn man mal überlegt: Geschehen kann einem immer etwas. Ich glaube, manch eine Nachtbusfahrt von mir durch Laos oder sonstwo mit einem Fahrer, der seit Tagen wach war, oder manch ein Kraxeln auf irgendwelchen Bergen an Orten, an denen „Geländer“ ein Fremdwort bleibt, waren statistisch gesehen deutlich gefährlicher, nur denkt man darüber eben weniger oder zumindest auf andere Art und Weise nach.

Noch eine Ergänzung zu den Regeln: alles, was keine Absicht war, ist in Ordnung. Unsere britische Reiseleiterin plauderte auch ein wenig aus dem Nähkästchen und meinte, das Schlimmste, was ihr auf einer Tour an unbeabsichtigtem Fehlverhalten je geschehen sei, war ein kleiner Zwischenfall im Mausoleum für Kim Il-Sung und Kim Jong-Il, einem der „heiligsten“ Orte in Nordkorea. Einem Touristen ihrer Gruppe war wohl die koreanische Küche nicht bekommen oder es war sonstwas geschehen, auf jeden Fall musste er sich in diesem Mausoleum übergeben. Es ist wohl vergleichbar damit, seinen Magen im Petersdom im Vatikan zu entleeren: unfassbar peinlich, respektlos, zum Entsetzen aller Einheimischen. Aber auch ohne jede böse Absicht. Und ihm ist auch nichts weiter passiert, wirklich gar nichts, nur die nordkoreanische Reiseleiterin bekam wohl einen halben Herzinfarkt, die Arme. Aber ja, das nur mal so als Kontext der Frage: „Ist es sicher?“.

eure Heldin und das Monument der Nordkoreanischen Arbeiterpartei

Eine deutlich schwierigere Frage ist wohl: Man kann problemlos nach Nordkorea reisen und sich dort sicher aufhalten – aber sollte man es auch? Da wird es schon moralisch verzwickter. Ich verstehe die Gegenargumente, oder besser gesagt, das (Haupt-)Gegenargument: Man wirft einem schrecklichen Regime Geld in den Rachen, das wer weiß was damit macht, Arbeitslager baut oder Atomwaffen testet. Das kann man natürlich nur schwer von der Hand weisen. Interessanterweise kam dieses Argument aber meist von Leuten, die selber in Länder gereist waren, deren Regierungen auch schlimme Dinge tun, Dinge, die irgendwie finanziert werden müssen. Ich will wirklich nichts relativieren, aber: Wer noch nie in einem solchen Land war, werfe bitte den ersten Stein und schreibe mir über diesen Blog oder auf anderem Wege, und wir können ein paar Gedanken austauschen. (Der Spruch ist alt, aber: Keine Angst, ich beiße nicht!) Natürlich habe ich mir vor der Buchung diverse Gedanken über genau diese Frage gemacht, und am Ende siegte nicht nur die Neugier (hust), sondern auch der Gedanke, dass der Austausch, mag er auch begrenzt sein, wichtig bleibt. Wenn niemand mehr nach Nordkorea fahren würde, schlösse sich eine der letzten Türen vom Rest der Welt in dieses Land (und natürlich umgekehrt!) von selbst, und das wäre schade.

Also ja, das waren die Vorüberlegungen zu Nordkorea. In den nächsten Tagen werde ich dann ein bisschen was zu den einzelnen Stationen der Reise schreiben, ich hoffe, es gefällt euch.

Eure SICHER ZURÜCKGEKEHRTE Charlotte

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