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Reisen in Yunnan: Do’s und Don’ts

Oder: Unterwegs in Chinas schönem Süden

Liebe Leserschaft,

Was ist eure Lieblingsecke Chinas? Gansu hat superschöne Gegenden, Sichuan ist fabelhaft, aber die allerbeste Provinz Chinas? Für mich eindeutig Yunnan.

Viel muss man bei einer Yunnan-Reise eigentlich nicht beachten, viel planen kann man eigentlich nicht, viel zu sehen gibt es aber schon! Seien es Reisterrassen oder Regenwald oder Gebirge oder Rapsfelder oder (vorübergehend) inaktive Vulkane, in Yunnan weiß man meist gar nicht, wo man anfangen soll und viel falsch machen kann man eigentlich nicht. Hier ein paar Do’s und Don‘ts, auf die ihr achten solltet – mit diesen Tipps kann wirklich nichts mehr schiefgehen und ihr seid startklar für eure Yunnanreise.

Do’s:

  • Zeitpuffer einplanen. Euer Flug ist übermorgen früh ab Kunming und ihr sitzt heute in einem Kaff, aus dem ihr den Bus morgen kriegen müsst, um diesen Flieger zu erwischen? Ihr spielt mit Feuer, meine Freunde. Ohnehin muss man in Yunnan, wie in vielen anderen Teilen der Welt auch, für die Reise von A nach B eigentlich immer einen ganzen Tag einplanen. Wer sich also z.B. sieben etwas weiter voneinander entfernte Orte anschauen will (sofern man das überhaupt so genau im Voraus planen kann…), wird sieben Tage der Reise im Bus verbringen – und die Landschaft genießen, denn die ist wirklich wunderschön.
  • Travel light! Je nach Jahreszeit kann es sein, dass ihr wirklich nicht viel mitnehmen müsst. Wer mehrere Orte anfährt, muss eigentlich alle paar Tage auschecken und sich mit Sack und Pack in einen Bus setzen, wo Gepäck eigentlich nur hindert. Nehmt ein paar Klamotten mit, Pass, Handy, Geld, was zu Lesen, mehr braucht man eigentlich nicht.
  • Touripfade verlassen! Yunnan wird seit geraumer Zeit auf recht forsche und wenig nachhaltige Weise touristisch ausgebaut, aber die gute Nachricht ist, dass die meisten Touristen den gleichen Pfaden folgen, denen zu entkommen sehr leicht ist. Fahrt also in Städte, die in eurem frisch erworbenen Yunnan-Atlas verzeichnet sind, nicht jedoch in eurem Reiseführer. Schaut euch kleine Orte an, fahrt ins Blaue.
    Lijiang, touristisch

    Doch natürlich sind auch diverse Orte mit starker Tourismusindustrie nicht unbedingt hässlich; seht also dort irgendwie zu, dass ihr den Touristenstrom meidet und gleichzeitig respektvoll den Menschen begegnet, die in euren neu erkundeten Orten leben und nun durch eure Ankunft fürchten müssen, dass euch weitere Touristen folgen werden.

    Lijiang, untouristisch

    Besonders touristisch sind: Dali, Lijiang, Shangri-la, Xishuangbanna, Lugu-See und in geringerem Ausmaße Yuanyang. Alles landschaftlich schöne Orte (wirklich), aber erwartet nicht, dass sie von der Tourismusindustrie so völlig unberührt sind.

  • Im Bus die Nerven bewahren. Yunnan ist sehr bergig und ihr werdet manche Schlucht aus näherer Nähe zu sehen bekommen, als es euch lieb sein mag. Am besten lasst ihr euch vom Busgeschaukel in den Schlaf wiegen, wenn euch mulmig wird. Ohnehin ist Fliegen viel schlimmer. Wer zu Reiseübelkeit neigt, sollte entsprechende Mittel zur Hand haben.
  • Geduld bei der Unterkunftssuche an den Tag legen. In ländlicheren Gegenden Chinas dürfen Hotels oft keine Ausländer beherbergen – irgendein Relikt aus alten Zeiten. Es kann passieren, dass man mehrere Hotels aufsuchen muss, ehe man ein Dach über dem Kopf hat. Manche nehmen einen auf, weil sie es tatsächlich dürfen, manche, weil sie Connections haben. Nehmt es nicht persönlich, wenn ihr abgewiesen werdet, die Geldstrafe für das Hotel ist anscheinend recht saftig. Abgesehen davon gibt es gelegentlich Storys von Ausländern, die an der Rezeption irgendwen bequatscht haben, dort übernachten zu dürfen, nur um mitten in der Nacht von der Polizei auf die Straße gesetzt zu werden – das will man ja nun auch nicht.
  • Essen probieren. Abnehmen könnt ihr nach der Rückkehr. Die Küche Yunnans ist herrlich!
  • Anquatschen lassen. In Deutschland ist ein unvermitteltes „Woher kommst du eigentlich?“ unter Umständen unhöflich bis unheimlich, aber in China steht in aller Regel nichts als Neugier dahinter. Was also hierzulande als aufdringlich gelten würde, ist in China, und v.a. auf irgendwelchen Dörfern in Yunnan, völlig normal und nett. Natürlich sollte man immer Vorsicht walten lassen und nie mit irgendwelchen Leuten irgendwohin mitgehen. Aber auf diese oder andere Weise mit Fremden ins Gespräch zu kommen, ist in 99% der Fälle einfach nur freundliches Interesse und ohne jede bösartige Intention. Vertraut ein bisschen auf euer Bauchgefühl, meine liebe weitgereiste Leserschaft. Wenn jemand nett wirkt, unterhaltet euch ein wenig mit ihm, fragt ihn über diesen Ort aus, lernt euch ein bisschen kennen. Wenn die Person euch irgendwie komisch vorkommt, verabschiedet euch höflich.

    mit der Anquatschmethode kennen gelernt: Zhao aus Lanping, Westyunnan

Don’ts:

  • Auf Busfahrpläne aus dem Internet verlassen. Es gibt zwar Seiten wie Keyunzhan und Qiche, aber die Verbindungen dort sind eher so…Musterfahrpläne. Tickets vorher zu kaufen ist ohnehin nicht üblich (und in aller Regel auch nicht möglich). Der Bus fährt halt, wenn er fährt, was irgendwie auch echt entspannend ist.
  • Einen Regenschirm einpacken. Wenn es regnet, regnet es richtig.

    Bessere Investition: Eine Regenjacke. Ästhetik ist zweitrangig. (Foto aus Tengchong)
  • Von Unfreundlichkeit verunsichern lassen. Gaaaanz grob gesagt sind Nordchinesen freundlicher und offener als Südchinesen. Menschen in Yunnan können also etwas schroff oder abweisend sein. Woran es liegt, vermag ich nicht zu sagen – eine Theorie wäre, dass diese Ecke der Volksrepublik erst gar nicht und dann viel zu schnell wirtschaftlich vorangetrieben wurde und die Menschen eine Mischung aus Materialismus und empfundener Benachteiligung anderen Provinzen gegenüber mit sich herumtragen.
  • Gurte im Bus suchen. Damit kann man sich sehr lange beschäftigen. (Mittlerweile werden sie aber, glaube ich, verbreiteter).
  • In alle Ecken eures wahrscheinlich etwas heruntergekommenen Hotelzimmers gucken. Yunnan liegt zum Teil in den Subtropen und die Tierwelt ist recht vielseitig, was auch für krabbelnde Tiere gilt. Faustregel: Wenn ihr es nicht seht, sieht es euch auch nicht. Mit komischen Stichen rein routinemäßig zum Arzt gehen. (Wer auf Nummer sicher gehen will, kann einen Schlafsack einpacken, was allerdings grob gegen das zweite Do „Travel light“ verstößt.) A propos Medizin:
  • Straßenhunde ärgern. In Yunnan gibt es Tollwut.
  • Erwarten, dass Leute Mandarin (Standardchinesisch) sprechen. In den meisten Gegenden Yunnans wird Yunnanhua in all seinen Varianten gesprochen, ein Dialekt des Mandarin, nur etwas lauter und härter und, seien wir ehrlich, nicht gerade schön. Mandarin ist also insofern nützlich, als eure Gesprächspartner euch durchaus verstehen werden, ihr sie aber umgekehrt ohne Übung nicht unbedingt. Dann gibt es noch Gegenden, in denen Minderheitensprachen verbreitet sind, aber hier sind die meisten Menschen bilingual. Was ist eigentlich Englisch?

Liebe Leserschaft, fahrt nach Yunnan! Es ist superschön und interessant und angenehm anders als der Rest Chinas. Bei Fragen schreibt mir gerne!

Eure fernwehgeplagte Charlotte

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