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Vulkane und Regen in Tengchong

Oder: Blubbernde Erde, schüttender Himmel

Liebe Leserschaft,

der Monat August war der Monat Yunnans, denn nach meinen zwei Wochen im gar nicht so kalten Heimatland war ich in diesem Teil Chinas unterwegs, wo es zwar auch warm ist, aber außerdem noch ziemlich verregnet, denn hier gibt es nicht vier Jahreszeiten, sondern zwei: Trocken- und Regenzeit. Wie mir ziemlich deutlich ins Gedächtnis gerufen wurde, als ich in Shanghai auf den Anschlussflug nach Kunming wartete, und wartete, und wartete, und wartete: insgesamt neun Stunden Verspätung aufgrund von Unwetter. Aber egal, die Kunming-Vorfreude kann nichts trüben.

Kunming war sehr schön. Ich bin (zugegebenermaßen: leicht melancholisch) auf alten Pfaden gewandelt und habe diverse Leute getroffen. Außerdem war es eine willkommene Erinnerung an die Tatsache, dass Nanjing nicht repräsentativ für ganz China ist: Es gibt leckeres Essen. Also wirklich leckeres Essen, mit vollem Geschmack und frischen Zutaten. Ja, ich habe zugenommen.

Nach ein paar Tagen Entspannung in Kunming habe ich dann aber doch meine Sachen gepackt (Regenschirm!!) und mich auf den Weg in eine andere Stadt gemacht, nämlich nach Tengchong 腾冲, 620 km westlich von Kunming und somit gar nicht so weit von Myanmar gelegen, eine Stadt, in der es, wie ich nach meiner Ankunft feststellte, einfach mal immer regnete, und das nicht wenig, was mich bald zum Erwerb einer unförmigen pinken Regenjacke bewog.

Ebenfalls im Regen erklomm ich dann die Hauptattraktion Tengchongs: zwei erloschene Vulkane. Tengchong liegt nämlich in einer Gegend, in der die Erde durchaus lebendig ist und auch die Vulkane sind vor erdhistorisch betrachtet gar nicht so langer Zeit das letzte Mal ausgebrochen: vor schlappen 400 Jahren. Man kraxelt dort also eine gefühlt endlose Anzahl an Stufen hoch und blickt dann in den Krater der Vulkane, die auf Chinesisch übrigens Großer bzw. Kleiner Hohler Berg heißen, weil sie eben genau das sind (大空山,小空山). Wer mag, kann ihn auch noch einmal oben umrunden, ehe es an den Abstieg geht. Einen neuen Freund habe ich am kleinen hohlen Berg gefunden, ein kleines Hundchen, das mir den Weg zum Vulkan wies und sich ungeduldig umdrehte, wenn ich kurz ein Päuschen einlegte, um für meine werte Leserschaft ein Foto der Umgebung zu schießen. Süß <3

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Blick auf den Dakong Shan
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Der Krater
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Mein neuer vierbeiniger Freund

Die Aktivität der Tengchonger Erde zeigt sich auch in ihren heißen Quellen, die durchaus einen kleinen Besuch wert sind und von denen die bekanntesten in Rehai 热海 zu finden sind. Im Eintritt ebenfalls enthalten ist der Besuch des sie umgebenden Nationalparks, bestehend aus dampfenden Pfützen und Unmengen Touristen, die mit Regenschirmen und Regenponchos ausgerüstet über die rutschigen Stufen zwischen diesen Teichen klettern. Während des Besuches hielt ich die ganze Aktion zwischenzeitlich schon für eine ganz, ganz schlechte Idee, doch dann folgte Teil 2 des Besuchs: das Bad in den heißen Quellen. Herrlich! Erstens: leer. Zweitens: Ich glaube, ich habe selten etwas so Entspannendes erlebt. Es gibt verschiedene Bäder, die alle unterschiedliche Mineralien enthalten und jeweils gegen andere Gebrechen helfen, und sie alle sind ganz wunderbar warm. Wie sehr man nun an die gesundheitliche Wirkung dieser Bäder glaubt, ist wohl letztlich jedem selbst überlassen, aber es ist einfach traumhaft, in diesem warmen Wasser zu sitzen und sich ein bisschen zu erholen. Dann gibt es noch so eine Art Sauna, in der man sich (mit Handtuch) auf so heiße Steinplatten legt, was auch in irgendeiner Form gesundheitsfördernd zu sein scheint. In einer anderen Hütte liegt man auf einer Matte, umgeben von heißen Kiefernnadeln, ebenfalls sehr gesund. Das Ganze entspannt und wärmt wunderbar wohlig von innen, man mag eigentlich gar nicht gehen. Wenn sich der Hunger meldet, gibt es Tee und leichte Kost, diese Menschen denken wirklich an
alles.

Doch der Bedarf nach Tapetenwechsel war noch nicht gestillt. Also: Weiter. Durch den Regen.

Eure um eine pinke Regenjacke reichere Charlotte

 

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Pink in Tengchong

 

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